Lilium braucht dringend Geld: Flugtaxi-Hersteller droht die Pleite

Lilium braucht dringend Geld
Deutschem Flugtaxi-Hersteller droht die Pleite

Zuletzt aktualisiert am 07.10.2024

Die schlechten Nachrichten aus Wessling nahe München reißen nicht ab. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge droht dem Flugtaxi-Hersteller Lilium die baldige Insolvenz, wenn nicht schnellstens frisches Geld fließt. Laut der Onlineausgabe der Welt habe Lilium in seinem jüngst gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC vorgelegten Halbjahresbericht zugegeben, dass "die Gruppe sofort zusätzliches Kapital benötigt, um ihre laufenden Geschäfte weiter zu finanzieren". Es drohten drastische Einschnitte im Geschäftsbetrieb bis hin zur Anwendung des "geltenden Insolvenzrechts", heißt es im Welt-Artikel. Auf fast 1,5 Milliarden Euro belaufe sich der Verlust bisher, allein im ersten Halbjahr 2024 betrug das operative Minus 186 Millionen Euro. Einnahmen wurden indes nicht generiert, denn die Entwicklung des hauseigenen E-VTOLs hinkt dem Zeitplan hinterher.

Bereits vor einigen Wochen war über Staatshilfen für Lilium diskutiert worden, im Raum standen 100 bis 300 Millionen Euro, die aus Landes- und Bundesmitteln bereitgestellt werden sollten. Eine finale Entscheidung steht allerdings noch aus. Laut einem aktuellen Artikel von Spiegel Online setzt sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing derzeit nach Kräften ein, um entsprechende Mittel aufzutreiben, allerdings gibt es vonseiten des Parlaments erhebliche Bedenken. Befürworter derartiger staatlicher Unterstützung argumentieren, dass auch Konkurrenten wie Joby aus den USA mit Staatsmitteln arbeiten würden. Liliums Konkurrent Volocopter aus Bruchsal hatte bereits Ende April dieses Jahres vergeblich versucht, eine staatlichen Bürgschaft zur Abwendung einer Insolvenz zu erhalten, am Ende sprangen die Anteilseigner ein und schossen Geld nach.

Bemannter Erstflug verschoben

Was die Entwicklung des Lilium Jets angeht, sieht es ebenfalls nicht allzu rosig aus. Der zwischenzeitlich für Ende 2024 geplante bemannte Erstflug des E-VTOLs soll erst Anfang 2025 stattfinden, eine Markteinführung ist nicht vor 2026 zu erwarten – wenn denn bis dahin eine EASA-Zulassung vorliegt. Volocopter ist hier weiter und hat bereits bemannte Prototypen in die Luft gebracht. In beiden Fällen ist allerdings ist nach wie vor völlig unklar, ob nach der Zulassung auch ein Business Case eintritt und sich die Fluggeräte tatsächlich wie geplant vermarkten lassen. Das Gilt ebenso für die Konkurrenz aus den USA und Asien. Dennoch haben etliche namhafte Unternehmen mehr oder weniger konkrete Kooperationsvereinbarungen mit Lilium getroffen, darunter Honeywell und Customcells im Bereich Entwicklung und NetJets, Lufthansa Aviation Training und GlobeAir für die Kommerzialisierung.

Kommentar: Kein Geld für Luftschlösser!

Lilium mit staatlichen Mitteln zu stützen, ist aus zwei Gründen ein Fehler. Zum einen hat das Unternehmen in den ersten Jahren seiner Entwicklungstätigkeit Leistungsdaten prognostiziert, die einer kritischen Überprüfung nicht standhalten konnten, wie die aerokurier-Recherche Anfang 2020 zeigte. Und auch heute ist unklar, was der Lilium Jet wirklich können wird, sofern er denn überhaupt die Zulassungsreife erreicht. Staatliches Geld für eine Blackbox? Mindestens schwierig, angesichts der angespannten Haushaltslage eigentlich unverantwortlich. Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass Liliums Fluggerät nicht in der Lage sein wird, einen substanziellen Beitrag zur Lösung der immer klarer zutage tretenden Herausforderungen künftiger Mobilität zu leisten. Dafür braucht es effiziente Massentransportmittel mit emissionsarmen oder gar emissionsfreien Antrieben. Was es nicht braucht, sind extravagante Flugtaxis, die für eine handvoll Passagiere tonnenschwere Akkus mittels ineffizientem Senkrechtstart in die Luft wuchten müssen. Wenn staatliche Gelder fließen, dann ausschließlich, um nachhaltige Verkehrsträger vorzubringen und nicht die feuchten Träume von Yuppies mit Luftfahrttechnik-Diplom und ehemaligen Großkonzern-Managern auf Ehrenrunde vor dem Ruhestand.