Diese Großbestellung wird wie ein Katalysator wirken, sie wird die Profitabilität unserer Inlandsflüge verbessern und das Wachstum unserer internationalen Flüge, einem Wachstumsfeld der Zukunft, erhöhen", erläuterte Koji Shibata, Vorstandschef und Präsident der ANA Holdings, nach einer Vorstandssitzung am 25. Februar. An diesem Tag hatte der Konzern beschlossen, 68 neue Flugzeuge fest zu bestellen und weitere 9 Optionen zu erteilen. Für ihre internationalen Routen und in Erwartung einer deutlichen Steigerung der Nachfrage im Nordamerikaverkehr orderte ANA 18 weitere Boeing 787-9 mit GE-Triebwerken. Diese würden "aggressiv" internationale Routen aufnehmen, kündigte ANA an, und zugleich bei einem nachhaltigen Wachstum helfen. Im Vergleich mit dem Geschäftsjahr 2023 will ANA bis 2030 ihr Sitzplatzangebot im internationalen Verkehr auf das 1,5-Fache steigern.

Die künftige Embraer 190-E2 in den ANA-Farben über dem Mount Fuji.
Durchbruch für Embraers E190-E2
Für den Inlandsverkehr kündigte ANA die Bestellung von 20 Embraer E190-E2 an. Davon wurden 15 Flugzeuge bereits fest bestellt, die 5 restlichen gelten noch als Optionen. Die neuen Embraer-100-Sitzer werden die ersten im japanischen Markt sein. Für die Brasilianer ist dies ein strategischer Verkaufserfolg mit ihrem modernen Getriebefan-Twin. Laut ANA hilft insbesondere dessen Triebwerkstechnologie bei der Verminderung des Lärms und der Betriebskosten, während man damit zugleich auf lange Sicht einen nachfragegerechten Inlandsverkehr anbieten kann. Die E190-E2 wird ANA ab 2028 geliefert. Außerdem wurden 14 zusätzliche Airbus A321neo fest bestellt und 12 Boeing 737-8 (davon bereits 8 unterzeichnet und 4 Optionen) zur Flottenverjüngung geordert. Weitere Airbus-Flugzeuge erhält auch die ANA-Tochter Peach, nämlich zehn A321neo und drei A321XLR, die neue Langstrecken erschließen sollen. Bei ihrem jüngsten Großauftrag nutzte ANA auch bereits zuvor vereinbarte Optionen, also mögliche Lieferpositionen und Flugzeuge zu Vorzugspreisen, die nun in feste Aufträge umgewandelt wurden. Darunter sind fünf umgewandelte Boeing 787-9 (Optionen von 2020) und zehn 737-8, die schon Ende Januar 2019 als Optionen vereinbart worden waren. Alles in allem will der ANA-Konzern mit allen Neuzugängen bis zum Geschäftsjahr 2030 auf 320 Flugzeuge wachsen, darunter allein 120 Dreamliner von Boeing. 91 Prozent der Flotte flögen dann besonders treibstoffeffizient, so ANA.Dies helfe bei der Umsetzung der Umweltschutzziele.

Mit dem „Eevee-Jet“ verbindet ANA Flugreisen und japanische Popkultur auf besondere Weise.
Boeing 787 als Rückgrat der Flotte
Nach vollem Listenwert – auch wenn offizielle Katalogpreise von den Herstellern bekanntlich nicht mehr genannt werden –beliefe sich das Auftragsvolumen auf etwa 14 Milliarden Dollar. Selbst wenn man vorsichtig nur die Hälfte davon als tatsächlichen Kaufpreis ansetzt, bleibt die Bestellung – hier bei gleich drei großen Herstellern – noch immer sehr beachtlich. Der beschleunigte Wachstumskurs ist eine Reaktion auf die gute Wirtschaftsentwicklung bei ANA im Geschäftsjahr 2024/2025, woraufhin sie erst im Februar, bei Vorlage der Neunmonatszahlen, ihre Prognose für das Gesamtjahr angehoben hatte.

Der R2-D2-Dreamliner von ANA ist vereinzelt auch in Europa zu sehen.
Schwacher Yen lockt Touristen
Bei umgerechnet gut zehn Milliarden Euro Jahresumsatz wurde in den ersten neun Monaten ein Nettoergebnis von 813 Millionen Euro erzielt. Mit sechs Millionen internationalen Passagieren beförderte der Konzern zwölf Prozent mehr internationale Fluggäste als ein Jahr zuvor. Insgesamt buchten 33 Millionen Passagiere bei ANA, 7,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2024/2025 erwartet die ANA Group nun 13,7 Milliarden Euro Umsatz und ein Nettoergebnis von 849 Millionen Euro. Nach der fast dreijährigen Corona-Flaute erholt sich Japans Luftverkehrsmarkt wieder deutlich. Die Mischung aus Nachholbedarf, einem für Besucher deutlich günstigeren Wechselkurs und damit Kostenniveau haben zu einem regelrechten Touristenansturm und einer sprunghaften Erholung geführt. Japans Besucheraufkommen liegt bereits 6,5 Prozent über dem von vor Corona. "Im Finanzjahr 2025 wird die ANA Group ihr nachhaltiges Wachstum fortsetzen", hatte Konzernchef Shibata im Januar angekündigt. "Wir nutzen dafür die Netze und Flugbetriebe von ANA, Peach und Air Japan, um einen global steigenden Reisebedarf mit einem sicheren, bequemen und zuverlässigen Angebot zu befriedigen." Schon 2024 hatte ANA in Europa ihre täglichen Langstreckenflüge von Tokio-Haneda nach Paris und München und die Verbindung nach Wien wieder aufgenommen. Als neue Ziele wurden Istanbul, Mailand und Stockholm ins Programm genommen. Im Geschäftsjahr 2025 will ANA insgesamt fünf Prozent mehr Flüge als ein Jahr zuvor anbieten. Dazu gehört, dass 2025 die Australienroute nach Perth ganzjährig bedient wird.

Fast vor der ANA-Haustür liegt Südkoreas Drehkreuzflughafen Seoul-Incheon.
Luftfracht wächst mit
Auch in der Luftfracht setzt ANA auf Wachstum. Ende Januar erhielt sie die kartellrechtliche Freigabe der japanischen Behörden, die Frachtfluggesellschaft Nippon Cargo Airlines übernehmen zu dürfen. Als Ausgleich für ihre dann dominierende Stellung im Luftfrachtmarkt Los Angeles (30 Prozent) und Chicago (35 Prozent) gewährt sie der Konkurrentin Polar Air Cargo Vorrang-Frachtkontingente am Markt. Gespeist wird die allgemeine Luftfracht von einer starken Nachfrage chinesischer Autozulieferer und von großen Industriestädten im Osten Chinas, die relativ dicht an Japan liegen. Hier will ANA ihr Geschäft mit nächtlichen Frachtflügen ausweiten.

Die A321ceo fliegt bei ANA mit 8 Premium-Plätzen im Bug und 186 Eco-Sitzen.
Daten
All Nippon Airways
IATA-Code: NH, ICAO-Code: ANA
gegründet: 1952, Sitz: Tokio, Drehkreuze: Tokio-Haneda und Tokio-Narita, Rufzeichen: All Nippon, Luftfahrtallianz: StarAlliance, Mitarbeiter: 41 200
Flotte: Einsatzbestand aktuell: 216 Flugzeuge, derzeit offene Bestellungen: 120 Flugzeuge
ANA Holdings: Die ANA Holdings ist mit insgesamt 70 eingebundenen Firmen nach eigenen Angaben Japans größte Airline-Gruppe. Sie betreibt die drei Marken ANA, Peach und die 2024 gegründete AirJapan für den Asienverkehr.
Ziele: 92, darunter Frankfurt, München, Wien und Brüssel
Webseite: www.ana.co.jp/de/de/