Mega-Fusion von Korean Air und Asiana: Der neue Airline-Riese will ausbauen

Freie Bahn für Mega-Fusion von Korean Air und Asiana
Südkoreas neue Super-Airline will ausbauen

Veröffentlicht am 01.03.2025

Cho Won-tae, Korean-Air-Chef und gleichzeitig Vorsitzender von deren Eignerkonzern Hanjin Group, gab am 12. Dezember 2024 endlich den erfolgreichen Eingang aller Fusionsgenehmigungen bekannt: "Als wir beschlossen, die beiden Unternehmen zu fusionieren, haben wir uns das große Ziel gesetzt, das Überleben und die nachhaltige Entwicklung der koreanischen Luftverkehrsindustrie sicherzustellen", erinnerte sich Cho, der im Westen üblicherweise unter dem Namen Walter Cho bekannt ist. "Jetzt sind wir ein wirklich globaler Netzwerk-Carrier geworden, der weltweit Aufmerksamkeit erregt. Die verbleibende Zeit bis zum Start der integrierten Fluggesellschaft ist nicht mehr sehr lang. Das Tempo der Veränderungen wird schneller sein als erwartet. Konzentrieren wir uns darauf, die Unsicherheit durch schnelle Entscheidungen und Urteilsvermögen zu reduzieren."

Boeing 747-400F von Asiana Cargo beim Start
AirTeamImages/Andrew Hunt

Grünes Licht für den neuen Riese

Mit dem Kauf von 131 Millionen neuen Asiana-Aktien, die 63,88 Prozent ihrer Anteile ausmachen, für umgerechnet knapp eine Milliarde Euro, hat Korean Air am 12. Dezember die Übernahme auch finanziell vollzogen und macht Asiana damit zur ihrer Tochter. Damit schließen sich Koreas Nummer eins Korean Air (Skyteam-Mitglied, 167 Flugzeuge, 20 000 Mitarbeiter, zwölf Mrd. Euro Umsatz) und die nationale Nummer zwei, Asiana (Star-Alliance-Mitglied, 82 Flugzeuge, 8000 Mitarbeiter, sechs Mrd. Euro Umsatz), zu einem neuen Riesen zusammen, der, vereint, momentan etwa auf Platz zwölf der weltweiten Airline-Hierarchie fliegt, aber nach eigener Aussage künftig in die globale Top-Ten will. Bereits im November 2020 hatte die Korean-Eignerin Hanjin Group bekannt gegeben, den kleineren Konkurrenten Asiana übernehmen zu wollen. Seitdem absolvierten die Investoren einen globalen Genehmigungs-Hürdenlauf mit den weltweiten Wettbewerbsbehörden. Denn in Korea als einem großen und wichtigen asiatischen Wachstumsmarkt sollen möglichst immer mehrere Anbieter für eine gesunde Konkurrenzsituation sorgen, auch wegen der besonders großen Bedeutung der Koreaner im Luftfrachtgeschäft. Neben Koreas eigener Wettbewerbsbehörde mussten weltweit nicht weniger als 13 Kartellämter ihr grünes Licht für die Fusion geben, darunter Nachbarstaaten wie Taiwan, Japan und Vietnam, aber auch die Türkei, Großbritannien, China, die USA und die EU, deren Kommission ihre abschließende Freigabe am 28. November 2024 erteilte. Man kann der Korean-Führung unter dem in Korea und den USA ausgebildeten Walter Cho, Sohn des früheren Hanjin-Chefs und Enkel des Firmengründers, außergewöhnliches diplomatisches Geschick attestieren, diesen genehmigungsrechtlichen, globalen Hürdenlauf in vier Jahren erfolgreich abgeschlossen zu haben. Dafür machte Korean aber auch Zugeständnisse: Etwa durch die Abgabe einiger Strecken, darunter eines Frankfurt-Fluges, an die kleinere Konkurrentin T‘Way Air und die Abgabe des bisherigen Asiana-Frachtgeschäfts an Incheon Air.

Luftaufnahme des Seoul Incheon Airport
Incheon Airport

Wachstum statt Entlassungen

Sein diplomatisches Geschick nutzte Walter Cho, im Rahmen eines großen Führungswechsels mittlerweile auch zusätzlich zum Chef von Asiana ernannt, am 16. Januar, um in einer Firmen-E-Mail den Asiana-Mitarbeitern seine Anerkennung mitzuteilen. "Unser Zusammenschluss bedeutet nicht, dass der eine im anderen aufgeht, sondern dass wir verschmelzen. Ich möchte nicht, dass Asianas einzigartiger Stil verschwindet, sondern er soll Früchte tragen, wenn wir in zwei Jahren ein Unternehmen geworden sind. Wir müssen eine Grundlage für Harmonie schaffen, die mit gegenseitigem Respekt die praktische Vereinigung unterstützt und ein neues System aufbaut." Wie als praktisches Beispiel dieser Worte von Chairman Cho fliegen bereits die beiden neuesten Airbus A350-900 der Koreaner als Kombination von Merkmalen beider Partner: Außen tragen die Twins mittlerweile das traditionelle Korean-Blau, die Kabine entspricht dagegen der Asiana-Variante mit 28 Mini-Suiten der "Smartium"-Business-Class (Sitzanordnung 1-2-1) im vorderen Rumpfbereich. Das Hellbraun der Sitzschalen verrät den einstigen Auftraggeber Asiana. Die profilierten, grauen Sitzbezüge entsprechen dagegen der "Prestige Suites 2"-Farbgebung von Korean Air. Kurz vor Jahresende aus Toulouse ausgeliefert worden waren diese beiden Flugzeuge ausnahmsweise in weiß. Deswegen war bereits über eine neue Korean-Lackierung spekuliert worden, angeblich geplant mit weißen Rümpfen und großen dunkelblauen Keilen am Heck, etwa wie bei Airbus und Lufthansa, aber mit dem koreanischen Yin-Yang-Unendlichkeitssymbol "Taegeuk" auf der Heckflosse. Sie wird möglicherweise im Frühjahr erscheinen. Die Vereinigung der beiden Airlines soll, bis auf Führungspositionen, für die Mitarbeiter ohne Stellenstreichungen abgehen. Vielmehr soll durch das geplante Wachstum mindestens der aktuelle Personalbestand gehalten werden. Dagegen sind innerhalb der vereinigten Netzes durchaus Anpassungen geplant, etwa die Entzerrung fast zeitgleicher Flüge, koordinierte, neue Flugziele und verstärkte, gemeinsame Investitionen ins Thema Flugsicherheit.

Airbus A380 von Asiana und Korean Air nebeneinander
Patrick Hoeveler

Airbus A380 bleibt nun doch länger

Sowohl Asiana als auch Korean Air betreiben den Airbus A380. Während die sechs Asiana-A380 im aktuellen Winterflugplan vereinzelt auch als Verstärkung der normalen A350-900 nach Frankfurt kommen, pendeln die vier aktiven von insgesamt sieben verbliebenen A380 bei Korean Air vor allem zwischen Seoul und Los Angeles und New York (JFK) über den Pazifik. Bisher war eine Abstellung aller A380 schon bis 2026 angekündigt worden. Davon rückt Korean neuerdings aber wieder ab, da die als Ersatz neu bestellten 20 Boeing 777-9 noch auf sich warten lassen und die Nachfrage anzieht. In diesem Winter ist deshalb die erste Korean-A380 zu LHT nach Manila gereist, wo sie einen D-Check erhält. Schlechtere Karten dürfte die Asiana-A380 mit abweichender Kabinenaufteilung haben, deren frühere First-Class-Suiten derzeit als Business Class mitverkauft werden, ein Geheimtipp unter Vielfliegern. "Als nationale Airline haben wir den Ehrgeiz, selbstbewusst mit den führenden Fluggesellschaften der Welt zu konkurrieren", sagte Walter Cho zu den Mitarbeitern. "Ich träume davon, dass die integrierte Fluggesellschaft nicht nur in Korea, sondern weltweit anerkannt und beliebt sein wird. Dieser Weg wird nicht einfach sein. Wir brauchen den Mut, die Stärken anderer und manchmal auch harsche Kritik demütig anzunehmen. Ich werde die Verantwortung ernst nehmen und mit gutem Beispiel vorangehen." Für das dritte Geschäftsquartal 2024 meldete Korean Air umgrechnet gut drei Milliarden Euro Umsatz, zehn Prozent mehr als im dritten Vorjahresquartal. Während das Passagiergeschäft um zwei Prozent zulegte, wuchs der Frachtsektor gegenüber dem Vorjahresquartal um stolze 22 Prozent.